Hallux valgus

Was ist ein Hallux valgus?

Beim Hallux valgus handelt es sich um eine komplexe Fehlstellung des gesamten Vorfußes. Der Begriff „Hallux valgus“ bezeichnet strenggenommen lediglich eine Abweichung der Großzehe (Hallux) im Großzehengrundgelenk nach außen, also in die Valgus-Position. In aller Regel bestehen aber neben dieser Fehlstellung noch eine Verbreiterung des Vorfußes und nicht selten auch eine Fehlstellung der Kleinzehen.

Wie häufig ist der Hallux valgus?

Der Hallux valgus betrifft in etwa 2 bis 4 % der Gesamtbevölkerung und stellt damit die häufigste klinisch relevante Vorfußdeformität dar. Frauen leiden ca. neun-mal häufiger an einer Hallux valgus Fehlstellung als Männer. Die Fehlstellung tritt vermutlich in >80 % der Fälle beidseitig auf, wenn auch häufig in unterschiedlicher Ausprägung.

Was ist die Ursache einer Hallux valgus Deformität?

Die landläufige Vorstellung, eine Hallux valgus-Deformität entstehe typischerweise durch übermäßige Verwendung von hochhackigen Schuhen (High Heels) ist überholt. Hohes, enges Schuhwerk kann die Ausbildung eines Hallux valgus sicherlich begünstigen, allerdings finden sich in der Sprechstunde nur eine absolute Minderheit an Patientinnen, die regelmäßig Stöckelschuhe tragen. Der „idiopathische“ Hallux valgus (ohne klar zuordenbare Ursache) entsteht aus heutiger Sicht multifaktoriell, d. h. zahlreiche Ursachen, die teils unbekannt sind, spielen eine Rolle. Meist können ein gewisses muskuläres Ungleichgewicht, knöcherne Strukturveränderungen oder funktionelle Instabilitäten als Auslöser oder zumindest begünstigende Faktoren ausgemacht werden. Anamnestisch lässt sich meist eine positive Familienanamnese eruieren, wobei erfahrungsgemäß einzelne Generationen interessanterweise übersprungen werden können.

Selten kann eine direkte Ursache wie Trauma (Amputation der Nachbarzehen, fehlverheilte Frakturen), Tumorerkrankung oder auch vorausgegangene Operationen zu einem Hallux valgus führen.

Wie entwickelt sich die Fehlstellung?

Die Erkrankung beginnt mit einer leichten Fehlrotation der Großzehe. Dies kann einfach durch die Beobachtung festgestellt werden, dass der Zehennagel etwas mehr nach innen zeigt. Eine zunehmende Dezentrierung der Streck- und Beugesehnen verstärkt im Verlauf die Fehlstellung der Großzehe. Aus einer vermeintlich einfachen Abweichung der Großzehe nach außen entwickelt sich im Weiteren häufig eine komplexe Fehlstellung des gesamten Vorfußes:

  • Abweichung des 1. Strahls nach innen, d. h. der Vorfuß wird breiter und es entsteht ein zunehmender Spreizfuß. Meist bildet sich jetzt auch ein schmerzhafter Ballen (Pseudoexostose) über dem Großzehengrundgelenk aus
  • Verlagerung der kleinen Knöchelchen, der sogenannten Sesambeine, nach außen als Ausdruck der Dezentrierung der kleinen Beugesehnen
  • eine mögliche Instabilität des 1. Strahles
  • überlastungsbedingte Mittelfußschmerzen und zunehmende Kleinzehendeformitäten wie Hammer- und Krallenzehen

Welche Beschwerden verursacht ein Hallux valgus?

Initial beklagen Betroffene häufig eine störende Ästhetik oder Schuhprobleme aufgrund mechanisch bedingter Irritationen über dem prominenten Großzehengrundgelenk mit Rötung und Druckschmerzhaftigkeit. Im Verlauf kommt es zu einer Verbreiterung des Vorfußbereichs, einer zunehmenden Verdrängung der Nachbarzehen und einer fehlstellungsbedingten vorzeitigen Degeneration des Grundgelenks. Dies führt zu zunehmenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Großzehe die benachbarten Zehen über- oder unterwandern (Hallux valgus superductus/subductus) und es kommt zur Entstehung weiterer Kleinzehendeformitäten.

Wie wird der Hallux valgus diagnostiziert?

Bei der Inspektion lassen übermäßige Beschwielungen des Fußes Rückschlüsse auf Fehl- und Überlastungen zu. Es zeigen sich Hallux valgus typische Symptome wie ein prominentes Großzehengrundgelenk, Vorfußverbreiterung, Rötung und Druckschmerzhaftigkeit.

Nach Anamnese und Inspektion sollte bei der Funktionsprüfung insbesondere auf eine mögliche Instabilität des Großzehengrundgelenks und eine Verkürzung der Wadenmuskulatur geachtet werden. Die Beweglichkeit und Rückverschieblichkeit des Großzehengrundgelenks sollte geprüft werden. Die Untersuchung der gesunden und nicht betroffenen Gegenseite (falls hier kein Hallux valgus besteht) kann bei allen Tests einen hilfreichen Vergleich bieten.

Ist zur weiteren Beurteilung ein Röntgenbild erforderlich?

Eine Röntgenaufnahme muss speziell vor einer geplanten Operation durchgeführt werden. Die bildgebende Diagnostik besteht grundsätzlich aus Aufnahmen des betroffenen Fußes im Stehen, sowohl von oben als auch streng seitlich. Schrägaufnahmen (Frakturaufnahme) sind für die Einschätzung und Operationsplanung des Hallux valgus nicht erforderlich, ja sogar unnötig. Zudem gibt es je nach Fragestellung noch einige Spezialaufnahmen.

Wie kann ein Hallux valgus ohne Operation therapiert werden?

Hallux valgus Operationen aus rein ästhetischen Gesichtspunkten sind mit Vorsicht zu bewerten und sollten nicht durchgeführt werden, da die Gefahr von Problemen nach einer Operation nie ausgeschlossen werden kann.

Die nicht-operative Therapie vermag das Fortschreiten einer milden Fehlstellung zu verlangsamen oder im Idealfall sogar zu stoppen, wenngleich es hierzu bis zum heutigen Tag keine wissenschaftlichen Belege mit hoher Qualität gibt. Spezielle Formen der manuellen Therapie (z. B. Spiraldynamik) weisen zwar interessante Ansätze auf, können bislang jedoch ebenfalls noch nicht den wissenschaftlichen Beweis liefern, eine Hallux valgus Deformität korrigieren zu können.

Die konservative Therapie beinhaltet die Verwendung von orthopädischen Hilfsmitteln (z. B. Hallux-Schiene, Zehenspreizer, Einlagen), Dehnungs- und Kräftigungsübungen im Fuß- und Wadenbereich und die Verwendung von geeignetem Schuhwerk. Manchmal ist es einfacher und sinnvoller, den Schuh dem Fuß anzupassen als umgekehrt. Nicht jede symptomatische Hallux valgus Deformität muss sofort operiert werden!

Welche Methoden gibt es den Hallux valgus zu operieren?

Trotz einer Vielzahl an nicht-operativen Therapiemöglichkeiten kann nur durch die Operation die Zehe dauerhaft begradigt werden. Viele unterschiedliche Operationsmethoden (>100) für die Hallux-Chirurgie sind bekannt, wenngleich die meisten Techniken sehr ähnlich sind.

Die operativen Prozeduren gliedern sich im Allgemeinen in weichteilige und knöcherne sowie in gelenkerhaltende und gelenkresezierende/gelenkversteifende Prozeduren. Beim Hallux valgus ist in der Regel immer eine Kombination aus Weichteileingriffen auf Höhe des Großzehengrundgelenks und eine knöcherne Korrektur notwendig, um eine ausreichende Korrektur der Fehlstellung und eine möglichst geringe Rezidivrate zu erreichen.

Das Ausmaß des Weichteileingriffes hängt von den vorzufindenden Gegebenheiten und der Erfahrung des Operateurs ab.

Die knöchernen Eingriffe richten sind maßgeblich nach Ort und Ausprägung der Fehlstellung. Gängige gelenkerhaltenden Verfahren (Korrekturosteotomien) sind:

  • Akin-Osteotomie: Korrektur durch Entnahme eines Knochenkeiles und Rotation der Zehe
  • Chevron- (Austin-) Osteotomie: Korrektur über einen V-förmigen Knochenschnitt
  • Scarf-Osteotomie: Korrektur über einen Z-förmigen Knochenschnitt
  • Metatarsale-1-Basis-Osteotomie: Korrektur durch Entnahme eines Knochenkeiles oder Aufspreizen des Knochens
  • Lapidus-Arthrodese: Stabilisierung des ersten Gelenkes zwischen Mittelfuß und Vorfuß
  • Ein mittlerweile sehr populär gewordenes Vorgehen stellt die minimal-invasive Korrektur dar. Hierbei wird nur noch über sehr kleine Hautschnitte eine Korrektur erzielt.

Wie sieht die Nachbehandlung nach einer Hallux Operation aus?

Die Nachbehandlung richtet sich hauptsächlich nach Art der Operation, dem verwendeten Material und der Knochenqualität.

Im Allgemeinen ist bei Verwendung eines speziellen Verbandsschuhs für ca. 6 Wochen eine Vollbelastung möglich. Der Verbandsschuh ermöglicht lediglich ein Aufsetzen, nicht aber ein Abrollen des operierten Fußes.

Um das erzielte Korrekturergebnis langfristig beizubehalten und einem Rezidiv vorzubeugen, muss nach Abschluss der Wundheilung (dauert ca. 2 Wochen; in dieser Zeit sollten auch Gehstützen genutzt werden) eine spezielle Bandagierung für weitere 4 Wochen erfolgen. Anschließend empfiehlt es sich für weitere 6 Wochen, nachts noch eine Schiene zu tragen. Autofahren ist meist nach 6 Wochen wieder möglich, auch kann dann ein normaler Schuh getragen werden. Sportliche Tätigkeiten wie Joggen sind nach 3 Monaten wieder möglich.

Ihre Spezialisten bei Hallux valgus und anderen Beschwerden

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Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Orthopädische Chirurgie

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